Guten Tag zusammen,
mit einer Jägermesse – gestaltet vom Jagdhornbläsercorps des Hegerings Frechen und mit lebenden Tieren von der Falknerei Sky Hunters – am Freitagabend in der Heilig-Geist-Kirche in Bachem, konnte ich nach 4 Tagen „Bensberg“ meinen Dienst in unseren Gemeinden wieder aufnehmen.
2x2 Tage war ich in dieser Woche in Bergisch-Gladbach-Bensberg im Kardinale-Schulte-Haus - zunächst mit dem Seelsorgeteam zu einer sehr gewinnbringenden Fortbildung zum Thema „Verantwortung teilen - Engagement ermöglichen“. Dieser zweite Teil der vom Erzbistum verpflichtenden Weiterbildung (nach dem Auftakt im September) wird in den kommenden Jahren fortgesetzt. Wir sind dann als Seelsorgeteam mal wieder weg!
Mit einem engagierten und in der Pastoral sehr erfahrenen Referenten, der sich sehr für die Einführung der Engagementförderer verdient gemacht hat - mittlerweile „im Ruhestand“ - wurden uns vielfältige Möglichkeiten eröffnet, kreativ und individuell eigene Wege in der Pastoral auszuprobieren bzw. mit den Menschen vor Ort zu finden. „Charismen orientiert“ heißt das in der theologischen Sprache: Begabungen, Fähigkeiten suchen und fördern und dabei deutlich machen – gemäß der Geistlichen Vision des Erzbischofs für alle (!) da zu sein. Dadurch entstehen Netzwerke wie sie mit den „Engeln auf Rädern“ und der Ape oder die ökumenische Nachbarschaftshilfe miteinander-füreinander als gelungene Beispiele in unserer Pfarreiengemeinschaft schon existieren!
Die unübersehbaren großen Veränderungen, die wir alle, sicher auch Sie - und ich, im Gemeindeleben z.B. mit dem Rückgang der Zahl der Haupt- und Ehrenamtlichen sehr deutlich spüren, sind die Folie, auf der die Fortbildungen stattfinden. Daraus ergibt sich für die Personalentwicklung (neue Abteilung im Generalvikariat) auch das sich notwendigerweise wandelnde Selbstverständnis der Seelsorger und Seelsorgerinnen. Einfach ausgedrückt: wir können nicht alles weitermachen, wie wir es gewohnt sind, wie sich auch schon aktuell durch den ersatzlosen Weggang von Gregor Hergarten und Kai Schockemöhle zeigt.
Donnerstag/Freitag war dann das Treffen der leitenden Pfarrer mit dem Erzbischof und der Bistumsleitung oder wie es offiziell heißt: „der Diözesankonferenz der Pfarrer“. Im Erfinden immer neuer Bezeichnungen sind sie „in Köln“ ziemlich gut und kreativ, was manchmal „an der Basis“ zur Verwirrung beiträgt! Fleißig und kreativ ist auch die oberste Verwaltung des Erzbistums mit immer neuen Abteilungen und Mitarbeitenden.
In sehr komprimierter Form mit einer umfangreichen Präsentation wurden uns im Vortrag eines Berliner Professors die „Wirkungsorientierung“ vorgestellt: was geschieht, wenn ich diese oder jenes mache oder auch nicht.
Es ging auch wieder um die „Geistliche Vision“ des Erzbischofs als Grundlage für das „Transformationsprogramm“ und die „Pastorale Schwerpunktsetzung“. Die neue finanzielle Zuweisungsordnung (Budgetierung) sieht deutlich weniger Geld für die Gemeinden vor. Trotz einer wortreichen Darstellung wurde weiter offengelassen, was das in Euro konkret bedeutet. Klar ist schon länger, dass nicht mehr für einzelne Aufgaben (Personal, Gebäude usw.) das Geld zugewiesen wird, sondern ab 2027 nach Katholikenzahl (80%) und Fläche (20%) der „Pastoralen Einheiten“ – und dass wir dann frei entscheiden können, was wir damit machen…
- Ja, aber: was machen Sie, wenn Sie deutlich weniger Geld zur Verfügung haben, kennen Sie vielleicht aus der eignen Erfahrung.
- Das wird demnächst auch die Aufgabe des Kirchenvorstandes von „St. Frechen“ (mit seinen Ausschüssen) und des Pfarrgemeinderates sein…
Apropos: „Transformationsprozess“. Die Rendanturen, die für die Gemeinden die Verwaltungsaufgaben durchführen, wurden aufgelöst, ein neues Servicezentrum („sape“ genannt) soll aufgebaut werden, wo und wie die Mitarbeitenden arbeiten sollen, ist allerdings noch ziemlich offen; die ca. 520 Kindertagestätten werden in Rekordgeschwindigkeit - in nur 3 (!) Jahren, in den Erzbistumsträger „katholino“ überführt; es wird ein Immobilienkonzept entwickelt: was geschieht mit den pfarrlichen Gebäuden?
Alles „ziemlich sportlich“ in der Planung, wie zugegeben wird. Umsetzung offen. „Es läuft alles bestens“, wird mit voller Überzeugung propagiert! Wir sollen wohlwollend und geduldig sein: es wird alles gut! Das war die zentrale Antwort auf vielfältige Kritik, Skepsis, ob das alles so gelingen kann, und Nachfragen -
- Naja! Reden wir in 2, 3 Jahren nochmal darüber…
Kleine Notiz: es tat mir gut, dann doch (am Rande) „von den Oberen“ zu hören, dass ich mit meiner Kritik manchmal sogar Recht habe(!) – und dass es gut war, dass ich in einem konkret benannten Fall im Bereich „Bauen“ mich deutlich an die Bistums- und Verwaltungsleitung gewandt hatte…
- Also: Hoffnung nicht aufgeben, auch wenn der vom Erzbischof und seinen Leuten ins Rollen gebrachte „Transformationszug“ nicht mehr aufzuhalten ist… Und wir, die Verwaltungsleitungen, die Kirchenvorstände und die leidenden Pastöre, noch viele Mails und Arbeitsaufträge von all den wichtigen Leuten des Erzbistums bekommen werden…
Und damit komme ich im Sonntagsgruß wieder zu den heute und morgen (8./9. November) stattfindenden Wahlen der Kirchenvorstände und dem Pfarrgemeinderat.
Kardinal Woelki bedankt sich (gemeinsam mit dem Diözesanratsvorsitzenden Tim Kurzbach), „dass zahlreiche Christen als Kandidatinnen und Kandidaten bereit sind, diesen Gestaltungsauftrag und die damit verbundene Verantwortung zu übernehmen. In Zeiten von vielfältigen Herausforderungen in Staat, Gesellschaft und Kirche wird deutlich, wie wichtig verlässliche demokratische Strukturen sind.“
Weiter heißt es in dem Wahlaufruf: „Die Notwendigkeit zur Errichtung der Pastoralen Einheiten im Erzbistum Köln und der Findung der für sie passenden Rechtsform hat in den letzten Monaten im Vordergrund gestanden. Mit der Festlegung dieser Rechtsformen zum 30. Juni dieses Jahres wird der Blick nun wieder frei für das, was uns als Kirche und vor allem den Engagierten in unseren Gemeinden am wichtigsten ist: in allen Zeiten an der Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden mitzuwirken.“
Aus meiner Wahrnehmung wird hier die unterschiedliche Betrachtungsweise von Erzbischof und vielen Engagierten und Gläubigen deutlich: der eben kurz umrissene „Transformationsprozess“ wird uns in den Gemeinden noch viel Kopfzerbrechen und viel Arbeit bereiten, so dass für die Verwirklichung des Reiches Gottes nur „nebenbei“ Zeit bleiben wird…Ich vertraue aber darauf, dass Gottes Geist auch hierbei weht…
Bei den Wahlen zum PGR und KV unter dem Motto „Christlich – Mutig – Handelnd - für eine lebendige Kirche“ geht es um beides: das eine Gremium hat den Schwerpunkt (gemeinsam mit dem Seelsorgeteam) Pastoral und Seelsorge zeitgemäß mitzugestalten; das andere kümmert sich um Finanzen, Gebäude und Personal. Ab dem kommenden Jahr werden beide Gremien (zunächst vor allem der KGV) aus den oben genannten Gründen intensiver zusammenarbeiten (müssen).
Ich sage meinen herzlichen Dank – auch im Namen des Seelsorgeteams und sicher auch in Ihrem Namen! – den Frauen und Männer, die diese Aufgaben Jahre und Jahrzehnte lang wahrgenommen haben und/oder die nun (erneuet) kandidieren und sich so in dem ehrenamtlichen (!) Dienst der Gemeinschaft zur Verfügung stellen!
- Nun meine Bitte an alle: gehen Sie wählen! Unterstützen Sie diejenigen, die auch in Ihrem und eurem Namen Verantwortung übernehmen, damit Kirche in Frechen bei aller Veränderung lebendig bleibt!!
- Kandidierende und Wahlzeiten finden Sie in den Pfarrnachrichten und auf unserer Internetseite!
- Bitte beachten – besonders die Jugendlichen: Den Kirchenvorstand darf man ab 16 Jahre wählen! Den Pfarrgemeinderat bereits an 14 Jahren! Geht wählen. So könnt ihr eure Zukunft und Kirche vor Ort mitgestalten!
Bei Papst Leo XIV. in seinem Schreiben „Dilexi te – Über die Liebe zu den Armen“ heißt es: „Religion, insbesondere die christliche, (darf) nicht auf den privaten Bereich beschränkt werden, so als ob die Gläubigen sich nicht auch um die Probleme der Zivilgesellschaft und die Ereignisse, die die Bürger betreffen, kümmern müssten“. (112)
Ein Gedanke, der immer passend ist, nicht nur in der Woche, wo wir das Fest des Hl. Martin (11.11.) feiern, der sich nicht nur um den frierenden Bettler gekümmert hat und so ein leuchtendes Vorbild auch nach über 1600 Jahren ist.
Interessante und nachlesenswerte Gedanken zum Sonntags-Evangelium, zum Fest der Lateranbasilika und zum 9. November habe ich bei Annette Jantzen (Gotteswort-weiblich.de) gefunden – unabhängig, ob man / frau diesen zustimmt oder nicht.
„Wenn der Weihetag der Lateranbasilika als Herrenfest qualifiziert wird, dann weil die Kirche, die dieses Fest feiert, sich als die Gestalt versteht, in der Jesus Christus in der Welt gegenwärtig ist. In dieser Gestalt aber sind die relevanten Akteure Männer, was die Lateranbasilika gut veranschaulicht. Männer bauen Kirchen, Männer weihen Kirchen, Männer weihen Männer in geweihten Kirchen, geweihte Männer lehren in Kirchen und werden in geweihten Kirchen bestattet, die Nachfolger sprechen die verstorbenen Vorgänger fix heilig - auch in geweihten Kirchen -, entziehen deren Biographien so der kritischen Würdigung und bekommen als Nachfolger eines heiliggesprochenen Vorgängers ein wenig von dessen Unkritisierbarkeit ab... Es mag sich die Frage stellen, wie viele blinde Flecke nötig sind, um im Evangelium keinen Widerspruch gegen so eine institutionalisierte männliche Macht- und Prachtentfaltung mehr wahrzunehmen.
Man kann dieses Fest für eine heute relativ harmlose katholische Eigenart halten (…) Die Harmlosigkeit ist natürlich relativ; denn wo spiritueller oder sexueller Missbrauch in diesen Ermöglichungsstrukturen geschieht, ist es mit der Harmlosigkeit schnell vorbei.
In „Gotteswort, weiblich“ heißt es weiter: „Die „Bibel in gerechter Sprache", die ich hier verwende, überträgt "jüdische Obrigkeit", wo im Text "die Juden" steht, um "Jesu Feinde" vom jüdischen Volk zu unterscheiden. Das ist eine Übersetzungsentscheidung, die versucht, zu differenzieren und die negative Verwendung des Begriffs "die Juden" zu meiden, indem sie ihn überall dort, wo er im Evangelium negativ verwendet wird, durch "die jüdische Obrigkeit" oder "die jüdische Autorität" ersetzt. Das ist ein legitimer Versuch, mit der Schwierigkeit dieser Wortverwendung umzugehen.“
„Der entsetzliche Höhepunkt dieser Gewalt, die Schoa, entsprang dem rassistischen Antisemitismus des Nationalsozialismus, der seinerseits nicht ohne diese lange Gewalt- und Ausgrenzungstradition denkbar ist. Die Novemberpogrome von 1938 bildeten nach unzähligen Ausgrenzungen und Diskriminierungen durch Gesetze und Verordnungen den Auftakt für die physische Gewalt, mit der jüdisches Leben ausgelöscht werden sollte, und das schlimmste dieser Pogrome wurde am 9. November 1938 in allen Teilen des Deutschen Reiches verübt. (…) Dass diese Perikope am 9. November in christlichen Kirchen vorgetragen wird, an dem Tag, an dem 1938 so viele Synagogen geplündert, zerstört und abgebrannt wurden, ist schwer erträglich. Selbst wenn man an dem Fest festhalten möchte, weil man alles, wofür es steht, bejaht: Mindestens auf nationaler Ebene müsste die Wachsamkeit so weit gehen, dass die Deutsche Bischofskonferenz hier eine Ersetzung des Evangeliums hätte vorschlagen sollen.“
Bei all den kritischen Worten habe ich nicht vergessen, dass der 9. November auch ein glücklicher Tag und eine Mahnung für Deutschland und Europa ist:
1989 fiel die Mauer. Einheit und Freiheit wurden möglich, die Populisten und Nationalisten heute wieder aufs Spiel setzen! - Und: 1918 endete der schreckliche 1. Weltkrieg. Eine Mahnung zum Frieden und Miteinander in Europa und der Welt!
- Auf zwei Gottesdienste möchte ich sie besonders hinweisen (und natürlich zu allen anderen auch einladen!) Um 11.00 Uhr feiert Kaplan Albert Kikalulu in der Hildeboldkirche eine Afrikanische Messe, mitgestaltet vom Chor Kinduku und zeitgleich um 11.00 Uhr in Heilig Geist gibt es wieder die „Gottesgeschichten“ (Hl. Messe für Familien mit kleinen Kindern) mit Elke Wittemann und Kaplan Sebastian.
- Allen Karnevalisten wünsche ich viel Spaß bei der Sessions-Eröffnung!!!
- Und allen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!
Ihr und euer Christof Dürig
Johannes 2,13-22: Reißt diesen Tempel nieder,
in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten: er meint den Tempel seines Leibes
13 Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
14 Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben
und die Geldwechsler, die dort saßen.
15 Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus
samt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, ihre Tische stieß er um 16 und zu den Taubenhändlern sagte er:
Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
17 Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht:
Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.
18 Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm:
Welches Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst?
19 Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
20 Da sagten die Juden (*): Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut
und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
21 Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
22 Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger,
dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
(*) In der Bibel in gerechter Sprache, die A. Jantzen zitiert heißt es: „die jüdische Obrigkeit“
