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St. Antonius von Padua

Sonntagsgruß zum 5. Fastensonntag

Guten Tag zusammen,

bevor wir uns am 5. Fastensonntag wiederum einem langen und ziemlich bekannten Evangelium widmen, möchte ich den Blick in die Weltkirche richten, zu dem uns heute MISEROR und am kommenden Palmsonntag die Christen im Heiligen Land einladen.

„Die Welt ist voller Wunden, die wir Menschen ihr zugefügt haben. Es braucht Mutige und Engagierte, die sich für eine Überwindung der Missstände einsetzen. Oft sind es Frauen, die solche Veränderungen bewirken: Im gesellschaftlichen und politischen Leben entwickeln sie Visionen, sie kämpfen für eine gerechtere Welt. Und sie prägen auch die Kirche durch ihr Engagement in Pfarreien, Verbänden und Netzwerken! Die diesjährige Misereor-Fastenaktion steht unter dem Leitwort: „Frau. Macht. Veränderung.“ Mit diesen Worten rufen die deutschen Bischöfe dazu auf, nicht nur finanziell zu helfen, sondern auch Menschen in anderen Ländern und ihre Lebensbedingungen kennenzulernen. „Mit der Fastenaktion setzt sich Misereor dafür ein, dass Frauen gleichberechtigt am Wandel mitwirken können. Beispielhaft zeigen dies die Partner in Madagaskar, wo Frauen mutig für eigene Landrechte kämpfen, wo sie als Kleinbäuerinnen die Ernährung der Dorfgemeinschaft sichern oder als Lehrerinnen den Kindern Ausbildung ermöglichen. In einem Land, das als eines der ärmsten Länder weltweit gilt, ist der Einsatz dieser Frauen überlebensnotwendig.“

  • Wir können die verbleibende Fastenzeit für eine Veränderung hin zu einer gerechteren Welt ohne Krieg, ohne Hunger und ohne Ausgrenzung nutzen: „Teilen wir mit den Menschen im Globalen Süden unsere Hoffnungen, unsere Gebete und unser Engagement!“

Besonders liegt mir die Solidarität mit den Christinnen und Christen im Heiligen Land Israel und Palästina am Herzen, die eine Erfahrung der Solidarität dringend brauchen, damit die Heimat Jesu nicht zu einem christlichen Museum wird!

„Die Christen des Heiligen Landes sind eine kleine Minderheit. Im Westjordanland, in Gaza und sogar in Jerusalem nimmt ihre Zahl kontinuierlich ab. Für die Gesellschaft, in der sie leben, sind sie jedoch von großer Bedeutung. Je nach Wohnort haben Christen jüdische oder muslimische Nachbarn. Mit dem Judentum verbindet sie die gemeinsame Hebräische Bibel, mit dem Islam die gemeinsame orientalische Kultur. In ihrem Alltag haben sie deshalb die Chance, als Vermittler in der konfliktreichen Region zu agieren. Für sich selbst aber sehen viele Christen wenig Perspektiven. Viele träumen von einem besseren Leben jenseits ihrer Heimat.“ Heißt es im Aufruf der Bischöfe. 

Mit unserem Gebet und unserer Spende am Palmsonntag – und mit Reisen nach Israel / Palästina - tragen wir dazu bei, dass die christliche Präsenz im Heiligen Land erhalten bleibt, denn „den Christen vor Ort (werden so) Chancen auf Bildung, soziale Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben (gegeben). Christliche Begegnungsstätten, Schulen, Gemeinden und soziale Einrichtungen sorgen für neue Perspektiven. Sie bieten nicht nur Arbeitsplätze, sondern sie unterstützen auch Kinder aus sozial schwachen Familien, Menschen mit Behinderung, chronisch Kranke und Migranten – darunter viele Frauen. Darüber hinaus tragen christliche Einrichtungen vielfach zur interreligiösen Friedenserziehung bei.“

Nun zum Bibeltext des Sonntags. Es erzählt die Auferweckung des Lazarus, den Jesus wieder ins irdische Leben zurückholt. Bei der Auferstehung Ostern geht es dann um viel mehr, nämlich um die Aufweckung ins ewige Leben!

  • Welche „Rolle“ spricht Sie am meisten an, wo finden Sie sich heute wieder? Maria, Martha, Lazarus, die Jünger, die Juden? – Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit um Ihren Platz in der Erzählung des Evangeliums zu finden!

Jesus irritiert durch sein Verhalten. Als er hört, dass Lazarus, „den er liebt“, krank ist, eilt er nicht sofort zum Krankenbesuch, sondern bleibt noch zwei Tage fern (V. 6)! Er versucht die Menschen zu beschwichtigen: „Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes.“ - Dieses Verhalten Jesu gleicht dem bei der Heilung des Blindgeborenen, von der wir letzten Sonntag gehört haben (Joh 9). Er weist die Schuld von allen Beteiligten weg und sagt klar und deutlich: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden.“

  • Es geht Jesus nicht um „Wunder“ als übernatürliche Ereignisse, sondern um die Bedeutung Gottes für uns Menschen! Er möchte zum Glauben (=Vertrauen) führen!

Die beiden Erzählungen sind übrigens miteinander verknüpft: „Wenn er (Jesus) dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb?“

  • Wie empfinden Sie? Kommt Ihnen auch schon mal der Gedanke: Wenn Jesus doch hier wäre, dann könnte … müsste… sollte er doch…?

Jesus weint. Er zeigt Gefühle! Offen und verletzlich. Ehrlich!

  • Wann haben Sie zuletzt geweint? - Wie geht es Ihnen, wenn andere Gefühle zeigen? 

Die Auferweckung des Lazarus ist wieder ein Blick Richtung Ostern – nachdem wir bereits ins helle Licht auf dem Berg der Verklärung schauen konnten (2. Fastensonntag). – Jesus sagt über sich: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“

  • Die Frage Jesu fordert auch unsere Antwort heraus: „Glaubst du das?“ Was ist Ihre Antwort?
  • Es geht um alles, ums Ganze! Um das Entscheidende des christlichen Glaubens! Und da tun wir uns oft so schwer. Weil wir das Unausweichliche - den Tod - aus dem Leben drängen… Wie denken und empfinden Sie bei diesem Gedanken?

Das Ringen um die geistig-geistliche Erneuerung der Kirche aus dem Geist Jesu bringt unsere Krankenhaus-Seelsorgerin Schwester Birgitt Adelfang im „Wort für die Woche“ in den Pfarrnachrichten mit unserem Text in Verbindung, eine spannende Aktualisierung! Sie schreibt: „Engagierte, mutige Synodalinnen und Synodale, unter ihnen auch viele Bischöfe, standen wie Jesus vor der Grabhöhle dessen, was sich besonders seit dem 19. Jahrhundert als „verfasste Kirche“ entwickelt hat, und riefen unterschiedlich laut und bestimmt: „Komm doch heraus, Kirche, tritt ins Leben, werde frei von falschen, lebensverneinenden Bindungen (Geboten, Verboten, zeitbedingten Lehrmeinungen, überholten Wissenschaftserkenntnissen …), nimm Beziehung auf zu den Menschen und ihrer heutigen Lebensrealität.“ Mit der Auferweckung des Lazarus wollte Jesus letztlich Gott verherrlichen, denn „die Herrlichkeit Gottes ist der lebendige Mensch“ (Hl. Irenäus, im 2. Jahrhundert Bischof von Lyon). Wie herrlich wäre es doch, ginge ein Ruck durch die Kirche, würde sie uns Menschen helfen, heute schon aufzu(er)stehen und bei Gott zu sein.“

Mit dem Blick in die Weltkirche habe ich begonnen, mit dem Blick auf das Leiden so vieler Menschen, egal welchen Glaubens oder Weltanschauung möchte ich schließen.

  • Vergessen wir nicht die Kinder, Frauen und Männer, die unter dem Angriffskrieg des Putin-Regimes leiden müssen oder die Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien. Schließen wir sie weiterhin ins Gebet ein, dass sie nicht mutlos werden und bitten um Frieden! Ja, um Frieden, nicht Kapitulation vor dem Bösen!

Ich wünsche Ihnen und euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

Christof Dürig

Johannes 11,1-46: Die Auferweckung des Lazarus

11 1 Ein Mann war krank, Lazarus aus Betanien,

dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta.

2 Maria war jene, die den Herrn mit Öl gesalbt

und seine Füße mit ihren Haaren abgetrocknet hatte; deren Bruder Lazarus war krank.

3 Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht:

Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank.

4 Als Jesus das hörte, sagte er:

Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes.

Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.

5 Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus.

6 Als er hörte, dass Lazarus krank war,

blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt.

7 Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen.

8 Die Jünger sagten zu ihm:

Rabbi, eben noch suchten dich die Juden zu steinigen und du gehst wieder dorthin?

9 Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden?

Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht;

10 wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist.

11 So sprach er. Dann sagte er zu ihnen:

Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken.

12 Da sagten die Jünger zu ihm:

Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden.

13 Jesus hatte aber von seinem Tod gesprochen,

während sie meinten, er spreche von dem gewöhnlichen Schlaf.

14 Darauf sagte ihnen Jesus unverhüllt: Lazarus ist gestorben.

15 Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war;

denn ich will, dass ihr glaubt. Doch wir wollen zu ihm gehen.

16 Da sagte Thomas, genannt Didymus, zu den anderen Jüngern:

Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben!

17 Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.

18 Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt.

19 Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen,

um sie wegen ihres Bruders zu trösten.

20 Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen,

Maria aber blieb im Haus sitzen.

21 Marta sagte zu Jesus:

Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.

22 Aber auch jetzt weiß ich:

Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.

23 Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.

24 Marta sagte zu ihm:

Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.

25 Jesus sagte zu ihr:  

Ich bin die Auferstehung und das Leben.

Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,

und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.

Glaubst du das?

27 Marta sagte zu ihm:

Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

28 Nach diesen Worten ging sie weg, rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der Meister ist da und lässt dich rufen.

29 Als Maria das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm.

30 Denn Jesus war noch nicht in das Dorf gekommen;

er war noch dort, wo ihn Marta getroffen hatte.

31 Die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie trösteten, sahen,

dass sie plötzlich aufstand und hinausging.

Da folgten sie ihr, weil sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen.

32 Als Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah,

fiel sie ihm zu Füßen und sagte zu ihm:

Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.

33 Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten,

die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert.

34 Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet?

Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh!

35 Da weinte Jesus.

36 Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte!

37 Einige aber sagten:

Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat,

hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb?

38 Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab.

Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.

39 Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen,

sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.

40 Jesus sagte zu ihr:

Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?

41 Da nahmen sie den Stein weg.

Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.

42 Ich wusste, dass du mich immer erhörst;

aber wegen der Menge, die um mich herumsteht,

habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.

43 Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme:

Lazarus, komm heraus!

44 Da kam der Verstorbene heraus;

seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt

und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt.

Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!

45 Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten,

was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.