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St. Antonius von Padua

Sonntagsgruß zum 17. September 2023

Guten Tag zusammen,

dieser Sonntagsgruß kommt an dem Wochenende, an dem ich von Freitag bis Sonntag in Hannover bin bei „dennoch. Konferenz für Neues in der Kirche“, zu der rund 520 Teilnehmende erwartet werden. Ich bin gespannt, freue mich und werde berichten.

Viele haben sich mit mir gefreut bei den Veranstaltungen am vergangenen Sonntag. Zum einen war Pfarr- und Kindergartenfest in St. Antonius. Es hat sich bewährt, dass seit einigen Jahren beide Feste zusammen organisiert und gefeiert werden. Ein solches Miteinander ist für alle Beteiligten ein Gewinn! Das Erstkommunion-Motto „Offene Augen – weites Herz“ wurde mit dem Evangelium vom barmherzigen Samariter, der sieht, was zu tun ist und entsprechend zupackend mit Herzenswärme hilft, aufgegriffen und vertieft. Auch die Kindergartenkinder erzählten bzw. malten, wo sie in der Familie oder bei Freunden geholfen haben! Konkrete Nächstenliebe, gelebtes Evangelium!

  • Welche Situation fällt Ihnen spontan dazu ein?

Erstmals gab es zum Patrozinium wieder ein „kleines“ Pfarrfest in St. Audomar, das der neugegründete Ortsauschuss angeregt und mit weiteren helfenden Händen durchgeführt hat. Erfreulicherweise war die Begegnung auf der Wiese vor der Sakristei und dem Pastoralbüro gar nicht so klein! Auch zahlreiche indische Mitchristen, die zum großen Teil in unserem St. Katharinen-Krankenhaus arbeiten, waren mit ihren freudestrahlenden Gesichtern dabei!

Bei beiden Festen waren es deutlich mehr als zwei oder drei, die in seinem Namen versammelt waren! Alle konnte frohe Gemeinschaft erleben und wurden mit leckeren Speisen und Getränken satt! Frieren musste auch niemand! Danke an alle, die mitangepackt, organisiert und in den Kirchen und drumherum mitgestaltet haben! 

Und noch ein weiterer Rückblick: Musik auf Weltklasseniveau konnten am Sonntagabend die Menschen erleben, die das Konzert des Akademischen Kammerchors Chreschtschatyk aus Kiew und das Ensemble „Ukraine“ hören. Mal ganz leise, nur hauchend gesungen, mal die volle Stimmgewalt erklingend, erfüllte die St. Audomar-Kirche sowie die Besucherinnen und Besucher. Christlich-geistliche Lieder sowie Volks- und Liebeslieder brachten die Vielfalt der ukrainischen Religion und Kultur zum Ausdruck, die der russische Angriffskrieg auch zerstören will. - Musik ist für das nationale Bewusstsein so wichtig. Gerade in einer Zeit des Krieges und Leidens, schenken die Kulturschaffenden „den Menschen die Möglichkeit, zumindest für eine Stunde die schreckliche Realität zu vergessen, das Schöne und das Ewige zu berühren.“ So schreibt Oksana Dondyk, die das Konzert mitorganisiert und das Ensemble in Frechen nach ihrer Flucht 2022 gegründet hat im Magazin der örtlichen Tageszeitungen (9.9.23): „Wenn es keine Kultur gibt - wird es keine Nation geben.“

  • Was prägt und stärkt unser Gemeinschaftsgefühl in Gesellschaft, Staat und Kirche? Welche Rolle spielt die Musik, Kunst und Kultur in unserem Leben?

Ein Blick in die nahe Zukunft: am Sonntag, 24. September, beginnt die alljährliche „Woche des Gebetes“. Dieses Jahr steht sie unter dem Leitgedanken „Wie Gott spricht!“ Aus dem Klosterleben kennen wir die Struktur des Gebetes im Laufe des Tages. So lädt das Seelsorgeteam zum Morgen-Mittag-Abendgebet/Heilige Messe sowie Bibelgespräch. Die Einzelheiten finden Sie in den Pfarrnachrichten, in den Schaukästen der Kirchen und auf der Internetseite.

  • Wir freuen uns, wenn möglichst viele in dieser besonderen Woche in unserer Pfarreiengemeinschaft mitbeten, Gottesdienst feiern und die Bibel miteinander teilen!

Schauen wir nun auf die Situation der Kirche in Deutschland und der Welt. Ein paar Schlaglichter verdeutlichen die Spannungen, in denen wir uns befinden.

  • Machen Sie sich selbst ein Bild!

Aus Sicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, wirkt sich die Vertrauenskrise im Erzbistum Köln auf die Kirche in ganz Deutschland aus, wie ihn verschiedene Medien zitieren. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki habe „die Akzeptanz der Leute verloren", sagte Bätzing im Interview mit dem Wochenmagazin „Die Zeit": „Köln ist nicht nur ein Spitzenreiter bei Kirchenaustritten, jetzt treten überall im Land Menschen auch wegen Köln aus." Gleichzeitig verteidigt der Limburger Bischof Kardinal Woelki gegen den Vorwurf des Meineids: „Alle Versuche, ihn gerichtlich zu belangen, haben etwas Unwürdiges." Auch im Umgang mit Missbrauch habe der Kölner Erzbischof „wohl keine gravierenden Fehler gemacht."

Zudem lobte der DBK-Vorsitzende die Rolle der Medien bei der Missbrauchsaufarbeitung in der katholischen Kirche. „Ich finde, die Journalistinnen und Journalisten sind nicht schuld an der Misere. Ohne sie wären wir bei der Missbrauchs-Aufklärung noch längst nicht so weit", sagte Bätzing. Er sei dankbar, dass Betroffene vor Journalisten ihre Stimme erhoben und diese sich dann an ihre Seite gestellt hätten, fügte er hinzu: „Wir haben ja nicht aus freien Stücken und Selbsterkenntnis angefangen aufzuarbeiten, sondern auf Druck der Betroffenen." Dennoch deprimiere es ihn auch, „dass das viele Wunderbare in unserer Kirche kaum öffentlich vorkommt". Für ihn als Vorsitzenden der Bischofskonferenz sei es anstrengend, „den Skandalen hinterherzulaufen", bekannte Bätzing: „Da ich aber Langstrecke besser kann als Sprint und – meistens – zum Versachlichen neige, passt das."

Bei Frauenweihe, Zölibat, Sexualmoral und anderen Reformdebatten der katholischen Kirche setzt der DBK-Vorsitzende auf die erste Sitzung der Weltsynode im Oktober. Von dieser erhoffe er sich ein „schnelles Votum", sagte der Limburger Bischof: „Unser Kirchenvolk hat keine Geduld mehr." Es gebe keine Frontstellung zwischen Rom und den Bischöfen in Deutschland, so Bätzing weiter. Die Beschlusstexte des deutschen Synodalen Weges seien Handlungsempfehlungen, die mit der Weltkirche abgestimmt werden sollten. „Es geht nicht um Texte, sondern um verändertes Handeln. Dafür braucht es Argumente und Vereinbarungen", erklärte der Bischof: „So sind wir es in unserer demokratischen Kultur gewohnt. In der Kurie verstehen sie das nicht."

Ganz anders beurteilt der Passauer Bischof Stefan Oster, einer aus dem „Woelki-Quartett“, in der Wochenzeitung „Tagespost “ die Lage der Kirche. Der Synodale Weg habe Polarisierungen vielfach verstärkt! Diese Polarisierungen fänden sich „im Volk Gottes, unter den Bischöfen und im Verhältnis der Kirche in Deutschland zu Rom". Im Interview brachte der Bischof den Synodalen Weg auch in einen Zusammenhang mit den vielen Kirchenaustritten. - Hat der Bischof vergessen oder will er nicht wahrhaben, dass die Beratungen im Synodalen Weg Themen aufgegriffen haben, die zum Teil schon vor 50 Jahren bei der Würzburger Synode (1972-75) diskutiert wurden. Bischof Oster spricht dagegen von einem Prozess der Selbstsäkularisierung und fordert Initiativen „nur in der Treue zur Kirche, zu ihrem Glauben und ihrer Lehre“. Ohne Gebet und Anbetung werde jeder Versuch einer neuen Glaubensverkündigung fruchtlos bleiben.

Als Dritten möchte ich den Mettmanner Pfarrer Herbert Ullmann zu Wort kommen lassen, der wegen einer „Segensfeier für alle Liebenden“ quasi eine Abmahnung bekommen hat. Der gesamte Wortlaut findet sich auf der Homepage der Kirchengemeinde. 

„Die Auflagen von Erzbischof/Generalvikar betrafen mich als Priester. Es war, unabhängig von mir, freie Entscheidung der seelsorglichen Kollegin und des Kollegen zusammen mit der AG „Regenbogenkirche für alle“ den Gottesdienst in Wülfrath vorzubereiten und zu gestalten. Der Gottesdienst war bereits im Frühjahr als einer von 2 Pilotprojekten im Sendungsraum Mettmann/Wülfrath geplant. Jeder Seelsorger handelt letztlich nach seinem Gewissen und ich werde mich nicht mit dem Amt das ich innehabe über das Gewissen der Mitarbeitenden erheben. Im Studium habe ich gelernt. „Amt schlägt NICHT Gewissen“. So verstehe ich auch das Zweite Vatikanische Konzil. (…)

Ich selber war bewusst NICHT bei diesem Gottesdienst dabei. Die Begegnung im Anschluss hatte rein seelsorglichen Charakter, um Gemeindemitglieder zu treffen und den Austausch zu pflegen. Das gehört zu meinen normalen, selbstverständlichen Aufgaben, wenn die Zeit es zulässt. Im Übrigen wird das Eintreten der AG für wiederverheiratet Geschiedene und „queere“ Menschen auch in eigenen Reihen, sogar durch das Seelsorgeteam, diskutiert und macht die Spannung deutlich zwischen lehramtlichen Stellungnahmen und Pastoralen Herausforderungen, die eben nicht immer, wie die Kirchengeschichte zeigt, 1:1 deckungsgleich sind. (…)

Die lehramtliche Haltung der Kirche ist unseren Gläubigen durchaus bekannt. Seelsorge ist wichtig gerade für jene, die NICHT oder NICHT MEHR im Fokus der sonntäglichen Kirchgänger stehen. Die Wichtigkeit der Hinwendung zu Menschen, die –warum auch immer- nicht mehr erreicht werden, wird immer wieder vom Heiligen Vater und von Bischöfen betont! Die Freiheit eines jeden Christen/einer jeden Christin wird allgemein in der Kirche nicht in Frage gestellt. Das Thema ist aber jetzt neu virulent geworden.

Für mich ist das aufgeworfene Thema „Segnung für alle Paare guten Willens in gegenseitiger liebender Verantwortung“ eine persönliche Gewissenfrage, selbst wenn es sich um ein „irrendes Gewissen“ handeln sollte. Es stellt nicht eine grundsätzliche „Anti-Haltung“ gegen den Bischof dar.“

Die klare Stellungnahme des Pfarrer-Kollegen, den ich seit Studienzeiten kenne, beeindruckt mich und versachlicht manch hitzige Argumentation im Schwarz-weiß-Denken!

  • Das Sonntags-Evangelium lädt zum Verzeihen ein, was uns Menschen nicht immer leichtfällt und wir gerne (heimlich?!) wie Petrus fragen: wie oft MUSS ich denn?

Die Antwort Jesu ist bekannt, seine Gedanken sind eine Aufforderung zum Handeln - am besten sofort beginnen! „Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.“

Jeder Mensch macht Fehler, wird schuldig. Worte und Handeln Jesu - ausgelegt in der Tradition der Kirche, aber auch immer wieder neu „übersetzt“ in die jeweilige Zeit und das eigene Leben - sind für das christliche Leben unabdingbar! Dabei ist das Gewissen ist immer gefragt!

  • Die Mahnung zum Schluss des heutigen Textes sollten wir uns zu Herzen nehmen: „Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.“ Unser Handeln wird der Maßstab sein, wenn wir Rechenschaft abgeben werden.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

Mit herzlichen Grüßen aus Frechen mit Blick auf den Kölner Dom!

Ihr und euer Christof Dürig

 

Matthäus 18,21-35: Über die Pflicht zur Vergebung

21 Da trat Petrus zu ihm und fragte:

Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben,

wenn er gegen mich sündigt?

Bis zu siebenmal?

22 Jesus sagte zu ihm: Ich sage dir nicht:

Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.

23 Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen.

24 Als er nun mit der Abrechnung begann,

brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war.

25 Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr,

ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen

und so die Schuld zu begleichen.

26 Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie und bat:

Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen.

27 Der Herr des Knechtes hatte Mitleid,

ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld.

28 Als nun der Knecht hinausging, traf er einen Mitknecht,

der ihm hundert Denare schuldig war.

Er packte ihn, würgte ihn und sagte: Bezahl, was du schuldig bist!

29 Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder und flehte:

Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen.

30 Er aber wollte nicht,

sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen,

bis er die Schuld bezahlt habe.

31 Als die Mitknechte das sahen, waren sie sehr betrübt;

sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war.

32 Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm:

Du elender Knecht!

Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast.

33 Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen,

so wie ich mit dir Erbarmen hatte?

34 Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern,

bis er die ganze Schuld bezahlt habe.

35 Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln,

wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.